Zur Nominierung von else (someone) für den Jugendstückepreis

Mit Grüßen vom Heidelberger Stückemarkt: Glückwünsche, ein Update und ein Abschied

Das war der Heidelberger Stückemarkt 2024. Ganz herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner:innen!! Ich habe mich sehr über die Nominierung, das Gastspiel, all die Rückmeldungen und den wertvollen Austausch gefreut.

Es ist mittlerweile mehr als drei Jahre her, seit ELSE (SOMEONE) entstanden ist. Der Kern bleibt: Mit welcher Selbstverständlichkeit kann eine in die Welt gehen? Wo sind die Räume der Resonanz, in denen sich das eigene Wollen auf allen Ebenen entwickeln kann? Große Bücher dazu: LIEBES ARSCHLOCH (Virginie Despentes), JA HEISST JA UND … (Carolin Emcke), die Arbeiten von Mithu Sanyal. 

Viele Themenfelder, die sich da überlagern. Stichwort Intersektionalität. Männlichkeitsideale gehören hier natürlich ebenso weiter angeschaut wie die Erfahrungswelten von FLINTA*.  Dann geht es auch um die Definition sexualisierter Gewalt, von der aus geschrieben, gesprochen, gedacht werden kann: Gewalt als Machtausübung. Ein Blick, ein Wort, eine Chat-Nachricht. Auch dann, wenn der:die Täter:in sich der Täter:innenschaft nicht bewusst ist. Und was für Räume entstehen eigentlich, wenn sexualisierte Gewalt als Narrativ undoder Drohung allgegenwärtig ist (Sonntagskrimis, Schullektüre, Sicherheitsvorkehrungen, Hate Speech), das Erleben Betroffener aber gleichzeitig erstaunlich oft bagatellisiert undoder fetischisiert wird? 

Vielleicht ist es an sich schon eine patriarchale und vereinzelnde Forderung, diese Vielschichtigkeit in linearen Leidensgeschichten mit ausreichend Identifikationspotential sichtbar zu machen. Das heißt fürs Erzählen, erste Spur: Tschüss Label „kämpferische Stücke über Bewältigungsprozesse“. Imagination ist eine Kraft, die Wirklichkeit erweitern kann. Sie wird zu nutzen sein, um – ohne Leid zu relativieren – der Resonanz zu folgen und so neue Welten mit neuen Bezugssystemen narrative Wirklichkeit werden zu lassen. Kann scheitern! Flirrt aber.

7. Mai 2024