Regie

Mädchen wie die

von Evan Placey

Theater Bonn

Premiere: 29. Februar 2020, aktuelle Termine

ab 13 Jahren

Unzertrennlich. Sie sind Freundinnen für immer. Die Mädchen im Internat St. Helens teilen ihre Erinnerungen genauso wie ihr Erdbeerdeodorant. Seit früher Kindheit leben und lernen sie zusammen. Ihr Zusammenhalt folgt einer klaren Struktur. Eine nach der anderen feiert ihren 16. Geburtstag und probiert aus, wie sie sein könnte, möchte und müsste. Der Pausenhof wird fraglos mit den Jungs geteilt, deren Aufmerksamkeit dagegen nur ungern.

Unerbittlich. Plötzlich taucht ein Foto eines der Mädchens in den sozialen Netzwerken auf. Scarlett, nackt. Blitzschnell kennt es die ganze Schule. Die Freundinnen für immer wenden sich nicht nur ab, sondern fällen ein unumstößliches Urteil: Eine wie die ist eine Schlampe. Eine wie die bringt die ganze Gruppe in Verruf. Dagegen muss man sich wehren. Sagen die Mädchen. Denkt Scarlett. Nur wie? Die Hetzjagd ist nicht aufzuhalten, erstreckt sich weit über den gemeinsamen Pausenhof hinaus und entwickelt eine erbarmungslose Eigendynamik, aus der es für Scarlett keinen Ausweg zu geben scheint …

Schonungslos und unterhaltsam seziert Evan Placey die Architektur einer Gruppendynamik, die allen Akteur:innen gewaltsam Rollenmuster aufzwingt und so die Solidarisierung mit Scarlett verhindert. Doch wer stellt die Regeln eigentlich auf? Wie kommt es, dass vor allem weibliche Körper und Identitäten nach Jahrzehnten der Emanzipationsbewegung noch immer von außen definiert werden? Welche Rolle spielt dabei der virtuell- mediale Raum, der viel zu oft als Vervielfältigungsmaschinerie sexistischer Klischees und Beleidigungen missbraucht wird? Und warum sagen nicht einmal die Mädchen selbst: Nein, danke?


Besetzung

mit: Soraya Abtahi / Celia Abraham, Julia Hoffstaedter, Dorothée Neff / Lily Frank, Joana Tscheinig

Inszenierung: Carina Sophie Eberle

Bühne und Kostüm: Karen Simon

Video: Yves Itzek

Licht: Ewa Górecki

Dramaturgie: Angela Merl

Regieassistenz: Sarah Elisabeth Braun

Ausstattungsassistenz: Samina Celotti

Fotos: Thilo Beu

Presse

Die Regisseurin Carina Eberle hat in der Werkstatt des Theaters Bonn den Text auf vier junge Profischauspielerinnen verteilt. Soraya Abtahi, Julia Hofstaedter, Dorothée Neff und Joana Tscheinig verkörpern einzeln oder im Chor bravourös und mit viel Energie alle Figuren des bösen Spiels. Und sie zeigen, was in den Köpfen der Mädchen vorgeht, die froh sind, dass es nicht sie getroffen hat. Wie sie ihre bisherige Freundin nicht nur verbal demütigen, geht unter die Haut. (…)

Die spannende, rund 90-minütige Inszenierung lässt den Ausgang offen. Ohne pädagogischen Zeigefinger spielt sie unterhaltsam mit den unverschämt witzigen Momenten der ernsten Geschichte. Überzeugter Beifall vom überwiegend jungen Publikum bei der ausverkauften Premiere.“

Von Elisabeth Einecke-Klövekorn, Generalanzeiger Bonn, 3. März 2020